
Schwerverletztenversorgung & Traumaimmunologie

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Seit 1983 das 3 Phasenmodell der Mortalität durch Trunkey beschrieben wurde und damit der Grundstein für das Verständnis des Polytraumas als systemische Erkrankung gelegt wurde, konnten in den letzten Jahren auf Grundlagenebene zunehmend die komplexen pathopyhsiologischen Zusammenhänge entschlüsselt werden. Vor allem die Rolle des Immunsystems und die Bedeutung der extravesikulären Vesikel in der posttraumstischen inflammatorischen Reaktion bilden hier ein spannendes und relevantes Themenfeld, welche in der Arbeitsgruppe Polytrauma auf Grundlagenebene bearbeitet werden.
Auf pathophysiologischer Ebene kommt es bei einer schweren Verletzung zur Ausschüttung von sog. „Damage associated molecular patterns (DAMPs)“. Dies ist ein Sammelbegriff für multiple Zellkomponenten (u.a. Histone, mDNA) und proinflammatorische Botenstoffe (u.a. IL 1b, 17A, C3a, C5a, HMGB1) welche zu einer Aktivierung des Immunsystems führen. Liegt aufgrund der Verletzungsschwere ein Schockzustand gekennzeichnet von lokaler Gewebshypoxie, Lactatbildung und folgender Azidose vor, kann es zu einer überschießenden Immunantwort und zur Ausbildung eines „systemic inflammatory response syndrome (SIRS) kommen. Damit eng verbunden in der frühen Phase ist eine Störung der Blutgerinnung durch enge Verbindungen des Immunsystems und der Gerinnungskaskade (u.a. über Faktor VII, Faktor X und dem tissue factor). Dies kann zur Ausbildung einer „trauma induced coagulopathy (TIC)“ führen. Eines der Ziele der Arbeitsgruppe ist eine tiefergehende Erforschung der komplexen biologischen Zusammenhänge des Immunsystems und der Gerinnungskaskade und der konkrete Einfluss der frühen Traumaversorgung auf oben genannte Abläufe. Darüber hinaus führt eine überschießende inflammatorische Immunantwort zu einer Beeinträchtigung der Geweberegeneration. Ziel ist es, die Rolle der extrazellulären Vesikel und deren Eignung als diagnostische Marker im Rahmen der inflammatorischen Immunantwort zu erforschen. Des Weiteren sollen die positiven Eigenschaften der extrazellulären Vesikel auf die Wundregeneration nach einem Trauma untersucht werden.
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Das Verständnis der komplexen biologischen Zusammenhänge nach schwerer Verletzung sind entscheidend für eine adäquate Behandlung dieser Patienten. Als Bundeswehrkrankenhaus und SAV-Klinik ist die Beforschung des Polytraumas eines unserer Kernforschungsthemen. Zusammen mit den Kollegen der Anästhesie des Hauses und in Kooperation mit verschiedenen Grundlageninstituten wird hier ein permanenter Wissenszuwachs generiert um die Versorgung unserer Patienten in In- und Ausland zu verbessern.